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Albert Einstein (Biographisches) 1879 - 1955 Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher (Albert Einstein). Ich weiß nicht, welche Waffen im nächsten Krieg zur Anwendung kommen, wohl aber, welche im übernächsten: Pfeil und Bogen (Albert Einstein). Der Physiker und Schriftsteller C. P. Snow sagte einmal, Einstein habe „auf den ersten Blick Ähnlichkeit mit einer erleuchteten frommen Vogelscheuche“. Der Pazifist und Humanist Albert Einstein wurde am 14. März 1879 in Ulm als Sohn jüdischer Eltern (Hermann und Pauline Einstein) geboren. Seine Mutter glaubte, erschreckt durch den Anblick des außergewöhnlich großen, eckigen Hinterkopfes, zunächst an eine Mißgeburt. Später ließ sie die langsame Sprachentwicklung dieses stillen, pummeligen Kindes befürchten, es sei geistig behindert. Selbst als 9jähriger sprach Albert noch nicht flüssig. Albert Einsteins Geburt fiel in die Zeit der Wirtschaftskrise, die sich an den kurzen Boom der Gründerjahre anschloß und Neugründungen kleinerer Unternehmen nicht gerade begünstigte.
Der Musik und dem Segeln gehörte Albert Einsteins Liebe. Im Alter von 5 Jahren begann er mit dem Geigenspiel.
1881 wurde Alberts Schwester Maja geboren. Der kleine Albert war nicht sehr begeistert. Seine Eltern hatten ihm erzählt, daß er nun eine Schwester habe, mit der er spielen könne, und er hatte sich vorgestellt, sie sei eine Art Spielzeug. „Ja, aber wo hat es denn seine Rädchen?“ fragte er verwundert. Im Jahre 1882 übersiedelten die Einsteins nach München. Sein Vater - Hermann Einstein - versuchte des öfteren (zuletzt im Jahre 1896 in Mailand) eine elektrotechnische Fabrik einzurichten. 1898 verschlechterte sich sein Herzleiden zunehmend und Hermann starb am 10. Oktober 1902. Alberts Mutter - Pauline Einstein - wurde im Jahre 1858 geboren und verstarb im Jahre 1920.
Im Alter von 7 Jahren wurde Albert in eine öffentliche Grundschule geschickt, eine katholische Institution, wo er der einzige jüdische Junge seiner Klasse war. Mit 9 ½ Jahren trat er ins Luitpoldgymnasium in München ein. Als seine Familie sich 1894 an den glücklosen Umzug nach Italien machte, blieb Albert zunächst allein in München zurück, um eine Unterbrechung seiner Ausbildung zu vermeiden. Im Frühling des folgenden Jahres verließ Albert Einstein - anderthalb Jahre vor dem Abitur - die Schule und überquerte die Alpen, um wieder bei seiner Familie zu sein. Mit 15 Jahren siedelte Albert in die Schweiz über. Am 26.10.1895 schrieb Albert Einstein sich als Schüler der dritten Klasse in die technische Abteilung der Kantonsschule in Aarau, 20 km südlich von Zürich, ein. Prof. Jost Winteler und seine Frau Pauline nahmen Albert in ihrem Hause auf. Marie Winteler (eines der 7 Winteler-Kinder) war Alberts erste Liebe. Sie war 2 Jahre älter als er. Ende September 1896 machte Albert Einstein die Abschlußprüfung, die ihn zum Studium berechtigte. Er verließ Aarau im Oktober, um sich am Polytechnikum in Zürich einzuschreiben. Im Sommer 1900 erreichte er das Diplom und hoffte, eine Assistentenstelle am Polytechnikum zu erhalten. Er erhielt jedoch keine Anstellung. Prof. Heinrich Weber, sein Physiklehrer, hatte ihm gesagt, daß seine Gescheitheit mit einem großen Fehler behaftet sei: „Sie lassen sich nie etwas sagen.“ Einstein rächte sich, indem er ihn statt mit „Herr Professor“ mit „Herr Weber“ anredete, so wie er einmal seinen Geigenlehrer geärgert hatte, als er ihn mit „Du, Herr Schmied“ ansprach. Seinen Lebensunterhalt verdiente sich Albert Einstein in der Folgezeit mit Privatunterricht in Mathematik. Er begann für die Promotion Thermoelektrizität zu lernen. Im Februar 1901 erhielt Albert Einstein die Schweizer Staatsbürgerschaft (im Oktober 1940 wurde er amerikanischer Staatsbürger). Im März 1901 kehrte Albert nach Mailand zu seinen Eltern zurück, um sich in ganz Europa um eine Assistentenstelle bei Physikern zu bewerben. Es kam aber nichts dabei heraus. Einsteins Berufssorgen wurden schließlich im April 1901 durch Marcel Grossmann beschwichtigt, durch die Aussicht auf eine Stelle des Schweizer Amtes zum Schutze geistigen Eigentums in Bern, kurz Patentamt genannt, wo er aber erst im Juni 1902 eine auf seine eher „begrenzte Qualifikation“ zugeschnittene Stelle erhielt. 1904 wurde Einstein von dem Status eines Beamten auf Probe zu einem eines Beamten auf Dauer befördert. Im vorigen Sommer noch hatte Einstein das Angebot einer Urlaubsvertretung bei einer Versicherung zurückgewiesen und gesagt, die Plackerei eines Achtstundentags sei zu verdummend, als daß sie auszuhalten sei. Anschließend wurde ihm eine auf 2 Monate befristete Stelle an einer Oberschule in Winterthur angeboten, welche er annahm. Später erhielt er eine Aushilfsstelle an einem privaten Pensionat in Schaffhausen. Nach dem Bruch seiner Beziehungen zu Prof. Weber hatte Einstein unter der Betreuung von Alfred Kleiner, einem an seiner theoretischen Arbeit interessierten Physiker der Uni Zürich, die Arbeit wieder aufgenommen.
Im Jahre 1905 (26jährig) veröffentlichte Albert Einstein die Spezielle Relativitätstheorie. 1909 wurde er als Professor an die Universität Zürich berufen. 1911 ging Einstein nach Prag, 1912 wieder nach Zürich an die eidgen. TH. 1914/15 begründete Einstein die Allgemeine Relativitätstheorie. Den Nobelpreis für Physik des Jahres 1921 erhielt Einstein jedoch nicht für die Aufstellung der Relativitätstheorie, sondern für seine Beiträge zur Quantentheorie. Im April 1914 siedelte Einstein - inzwischen Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich - nach Berlin über. Keine Kosten und Mühen habe man gescheut, um ihn zur Rückkehr nach Deutschland zu bewegen. „Die Herren Berliner spekulieren mit mir wie mit einem prämierten Leghuhn, aber ich weiß nicht, ob ich noch Eier legen kann.“ 1914 verließ ihn Mileva, seine erste Frau, mit ihren beiden Söhnen und kehrte nach Zürich zurück.
Es waren die angebotenen Arbeitsbedingungen und das Gehalt, die Einstein das Amt als Direktor eines eigens für ihn gegründeten Instituts der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft annehmen ließen: 12.000 Mark jährlich, Lehrrecht ohne Lehrpflicht. So hoffte er, in Ruhe seinen Studien nachgehen zu können.
Im August 1914 eskalierte Deutschland eine Auseinandersetzung auf dem Balkan zum 1. Weltkrieg. Albert Einstein haßte das Militär: „ Wenn einer mit Vergnügen in Reih und Glied zu einer Musik marschieren kann, dann verachte ich ihn schon; er hat sein großes Gehirn nur aus Irrtum bekommen, da für ihn das Rückenmark schon völlig genügen würde. ... wie gemein und verächtlich erscheint mir der Krieg; ich möchte mich lieber in Stücke schlagen lassen, als mich an einem so elenden Tun zu beteiligen!“
Dennoch meldete sich Einstein im Jahre 1901 in der Schweiz brav zum Militärdienst, wurde jedoch wegen seiner Krampfadern und seiner Plattfüße für untauglich befunden.
Einstein war Mitgebründer vom „Bund Neues Vaterland“, der sich für einen baldigen, gerechten Frieden ohne Gebietsforderungen und für die Schaffung einer internationalen Organisation, die künftige Kriege verhindern sollte, eintrat. Nach Kriegsschluß ging aus ihm „Die Deutsche Liga für Menschenrechte“ hervor. Von 1922 bis 1932 war Einstein Vertreter Deutschlands bei der „Kommission für geistige Zusammenarbeit“ (Vorläufer der UNESCO beim damaligen Völkerbund). „Die Mütter der ganzen Welt haben die Verantwortung, ihre Kinder im Sinne der Friedenserhaltung zu erziehen.“ (1932)
Zu Beginn des Jahres 1920 machte sich der erste organisierte Protest gegen Einstein bemerkbar: Studenten störten seine Vorlesung an der Berliner Universität. Einstein brach seinen Vortrag ab und verließ den Hörsaal. Die Hetze wurde angeführt von einer Gruppe Antisemiten. Bald wurde sogar zweimal in einer Berliner Zeitung zum Mord an Einstein aufgerufen! Einstein unternahm in dieser Zeit viele Reisen ins Ausland, so im Jahre 1921 seine erste USA-Reise. Im Dezember 1932 fuhren Albert und seine zweite Frau Elsa wieder nach Amerika. Es sollte nur ein Besuch sein, aber sie kehrten niemals wieder nach Deutschland zurück (Elsa verstarb am 20. Dez. 1936). Da sich Einstein also zur Zeit der Machtergreifung in Deutschland gerade im Ausland aufhielt, ging er in die politische Emigration in die USA. Aus Furcht vor einer deutschen Aggression hatte Einstein 1939 in einem Brief an Präsident Roosevelt die Herstellung der Atombombe empfohlen (vorgefertigtes Schreiben unterzeichnet!). Einstein war nicht an der Entwicklung der Bombe beteiligt.
Seine erste Frau Mileva Mari´c lernte Einstein im Wintersemester 1896/97 an der ETH Zürich kennen. Sie war Serbin, geb. am 19. Dez. 1875. Einsteins Mutter war gegen Mileva , regelrecht feindselig - eingestellt. Mileva hinkte, war launisch und sehr dunkelhäutig, was damals nicht sehr in Mode war. Aus ihrem Briefwechsel ging hervor, daß Albert und Mileva zusammen Privatstudien betrieben und insbesondere bereits 1901 eine Arbeit über die Relativbewegung begonnen hatten. Im Jahre 1896 bestand Mileva ihre Maturitätsprüfung, die sie zum Studium berechtigte. Zuerst begann sie an der Uni Zürich ein Medizinstudium. Im Oktober wechselte sie zur Eidgenössischen Polytechnischen Schule über, und damit strebte sie den Abschluß an, der sie zum Unterricht der Mathematik und Physik an Oberschulen berechtigte. Auch Einstein wollte mit diesem Studium Lehrer werden. Mileva ließ sich jedoch am 5. Okt. 1897 exmatrikulieren und verbrachte den Winter in Heidelberg. Sie kehrte im Frühjahr wieder nach Zürich zurück. Im Sommer 1900 unterzogen sich Einstein und Mileva ihrer Abschlußprüfung. Mileva fiel durch, erreichte das Diplom nicht. Sie fiel später noch einmal durch (während ihrer Schwangerschaft mit der außerehelichen Tochter). Die Ehe von Albert und Mileva, die von 1903 bis 1919 bestand, endete mit der Scheidung. Die Geburt ihrer gemeinsamen vorehelichen Tochter dürfte Ende Januar des Jahres 1902 gewesen sein. Diese Tochter wurde weggegeben und deren Existenz bis ins Jahr 1987 geheim gehalten. Es gibt keine Hinweise darauf, daß Einstein uns seine Tochter einander je gesehen haben. Der ältere Sohn Hans Albert war zum Zeitpunkt der Scheidung 15 Jahre alt. Eduard, der jüngere Sohn, dessen Gefühlskrise in den Jahren nach der Scheidung zu einer Geisteskrankheit auswuchs, verbrachte viele Jahre in einer Schweizer Nervenheilanstalt, wo ihn sein Vater niemals besuchte. Er starb unter erbärmlichen Umständen (1910 - 1965). Einstein betrog Mileva mit seiner Kusine Elsa, die am 2. Juni 1919 seine zweite Frau wurde. Als Mileva bald nach der Trennung einen körperlichen und nervlichen Zusammenbruch erlitt, von dem sie sich nie wieder völlig erholte, verhielt sich Einstein in seiner Weise, die seine engsten Freunde entsetzte. Dennoch überließ er ihr das Geld, das er mit dem Nobelpreis für Physik erhielt, um die Zukunft der beiden Söhne zu sichern, die das Paar lebenslang verbanden. Konrad Wachsmann, Architekt des Sommerhauses von Einstein in Berlin sagte einmal über Einstein: „Frauen fühlten sich zu dem weltberühmten Professor hingezogen wie Eisenfeilspäne zu einem Magneten und Einstein reagierte mit offensichtlicher Bereitschaft auf ihre Aufmerksamkeiten.“ Hans-Albert Einstein, der einzige überlebende Sohn, lag im Sommer 1973 (69 Jahre alt) nach seinem Schlaganfall 4 Wochen im Koma. Er starb am 26.7.1973. Er war von den Ärzten vor seiner Herzschwäche gewarnt worden, hatte aber diese Warnungen mißachtet und seinen Kindern gesagt, er habe „am meisten Angst“ vor der Würdelosigkeit, künstlich am Leben erhalten zu werden. Achtzehn Jahre früher hatte sein sterbender Vater Albert Einstein die Zustimmung zu einer Notoperation mit der Begründung verweigert, es sei geschmacklos, das Leben über seine natürliche Dauer hinaus künstlich zu verlängern. „Ich gehe, wann ich will, elegant.“ Albert Einstein starb am 18.4.1955 in Princeton. Bis zu seinem Tode lebte er mit Helene Dukas zusammen. Einstein hinterließ Helene Dukas nicht nur seine Bücher und seinen persönlichen Besitz, sondern auch 20.000 Dollar - 5.000 Dollar mehr als Eduard und doppelt soviel wie Hans-Albert. Wichtiger noch, ihr stand das Nettoeinkommen der Schutzgebühren und Druckrechte aller Artikel und Bücher Einsteins zu, solange sie lebte. Seine Stieftochter Margot (der er in seinem Testament ebenfalls 20.000 Dollar vermachte) war Einstein näher als jeder seiner Söhne.
Überwiegend aus „Die geheimen Leben des Albert Einstein“ - Eine Biographie von Roger Highfield und Paul Carter - dtv Nr. 2490 - Christa Bienek-Erfurth
Literatur: Albert Einstein, Über die spezielle und allgemeine Relativtiätstheorie (gemeinverständlich), 1916 (Vieweg Paperback, Braunschweig, 20. Auflage, 1965)
Über die spezielle Relativitätstheorie §1. Physikalischer Inhalt geometrischer Sätze euklidische Geometrie Axiome (durch 2 Punkte geht genau eine Gerade, ...).
§2. Das Koordinatensystem Koordinatensystem: Länge (Eineitsmaßstab); Höhe, Breite, Tiefe; Ursprung (Nullpunkt).
§3. Raum und Zeit in der klassischen Mechanik „Die Mechanik hat zu beschreiben, wie die Körper mit der Zeit ihren Ort im Raum ändern.“ (Bewegte Systeme, Bahnkurven relativ, Beispiel Stein aus fahrendem Zug, Gerade bzgl. Zug oder Parabel bzgl. Bahndamm)
§4. Das Galileische Koordinatensystem Grundgesetz der Galilei-Newtonschen Mechanik: „Ein von anderen Körpern hinreichend entfernter Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmig-geradlinigen Bewegung.“ ...Ein Koordinatensystem, dessen Bewegungszustand ein solcher ist, daß relativ zu ihm (obiges) Trägheitsgesetz gilt, nennen wir ein „Galileiisches Koordinatensystem“.
§5. Das Relativitätsprinzip (im engeren Sinne) Ist K ein Galileisches Koordinatensystem, so ist auch jedes andere Koordinatensystem K’ ein Galileisches, das gegenüber K im Zustande gleichförmiger Translationsbewegung (d.h. konstante Geschwindigkeit und Richtung) ist. In bezug auf K’ gelten die Gesetze der Galilei-Newtonschen Mechanik ebenso wie in bezug auf K. Wir gehen in der Verallgemeinerung noch einen Schritt weiter, indem wir den Satz aussprechen: Ist K’ ein in bezug auf K gleichförmig und drehungsfrei bewegtes Koordinatensystem, so verläuft das Naturgeschehen in Bezug auf K’ nach genau denselben allgemeinen Gesetzen wie in bezug auf K. Diese Aussage nennen wir „Relativitätsprinzip“ (im engeren Sinne). Problem: Neuere Ergebnisse der Elektrodynamik und Optik machen offenkundig, daß die klassische Mechanik („trotz ihres sehr bedeutenden Wahrheitsgehalts“) nicht zureichend ist. Problem: Wenn Relativitätsprinzip (im engeren Sinne) nicht gilt, dann gibt es ein ausgezeichnetes Koordinatensystem (mit besonders einfachen Gesetzen). Bei allen anderen Koordinatenssystemen (wie z.B. bei der bewegten Erde) würden die Gesetze von der räumlichen Orientierung abhängen.
§6. Das Additionstheorem der Geschwindigkeiten gemäß der klassischen Mechanik Zug bewege sich mit konstanter Geschwindigkeit v, Mann gehe im Zug mit konstanter Geschwindigkeit w in Fahrtrichtung. Geschwindigkeit W von Mann gegenüber Bahndamm: W=v+w
§7. Die scheinbare Unvereinbarkeit des Ausbreitungsgesetzes des Lichtes mit dem Relativitätsprinzip Licht pflanzt sich im leeren Raum geradlinig mit einer Geschwindigkeit c = 300 000 km/sec fort. Dies gilt für alle Farben (sonst Unterschiede bei Beobachtung von Fixsternen). Dies gilt auch in Galileischen Koordinatensystemen. Widerspruch zum Additionstheorem? Hier setzte die Realtivtätstheorie ein. Durch eine Analyse der physikalischen Begriffe von Zeit und Raum zeigte sich, daß in Wahrheit eine Unvereinbarkeit des Relativitätsprinzips mit dem Ausbreitungsgesetz des Lichtes gar nicht vorhanden sei, daß man vielmehr durch systematisches Festhalten an diesen beiden Gestzen zu einer logisch einwandfreien Theorie gelange. Diese Theorie, welche wir im Unterschiede von ihrer später zu besprechenden Erweiterung als „spezielle Relativitätstheorie“ bezeichnen, soll im folgenden in ihren Grundgedanken dargestellt werden.
§8. Über den Zeitbegriff in der Physik An zwei weit voneinander entfernten Stellen A und B unseres Bahndammes hat der Blitz ins Geleise eingeschlagen. Ich füge hinzu, diese beiden Schläge seien gleichzeitig erfolgt. Was heißt gleichzeitig? ... gleichzeitige Beobachtung mittels Spiegel in der Mitte der Strecke. Bewegt sich Licht auf beiden Strecken mit gleicher Geschwindigkeit fort? Messung erfordert Mittel der Zeitmessung. Darum kann dieses Beispiel zur Definition der Gleichzeitigkeit dienen. Damit Begriff der Zeit. Zwei „Uhren“ von gleicher Beschaffenheit (und Synchronisation über Gleichzeitigkeit) können zum Messen dienen.
§9. Die Relativität der Gleichzeitigkeit Sind zwei Ereignisse (z.B. die Blitzschläge A und B), welche in bezug auf den Bahndamm gleichzeitig sind, auch in bezug auf den (sehr lang gedachten Zug) gleichzeitig? Wir werden sogleich zeigen, daß die Antwort verneinend lauten muß, wenn sie auch vor der Aufstellung der Relativitätstheorie stets (stillschweigend) gemacht wurde. Die Physik hat nun vor der Relativitätstheorie stets stillschweigend angenommen, daß die Bedeutung der Zeitangaben eine absolute, d.h. vom Bewegungszustande des Bezugskörpers unabhängige, sei. ... Läßt man dies fallen, so verschwindet der in §7 entwickelte Konflikt des Gesetzes der Vakuum-Lichtausbreitung mit dem Relativitätsprinzip. Zu jenem Konflikt führt nämlich die Überlegung des §6, die nun nicht mehr aufrecht zu erhalten ist. Wir schlossen dort, daß der Mann im Wagen, der relativ zu diesem die Strecke w in einer Sekunde durchläuft, diese Strecke auch relativ zum Bahndamm in einer Sekunde durchläuft. ...Die Überlegung des §6 ruht übrigens noch auf einer zweiten Voraussetzung, die im Lichte einer strengen Überlegung als willkürlich erscheint, wenn sie auch vor der Aufstellung der Relativitätstheorie stets (stillschweigend) gemacht wurde.
§10. Über die Relativität des Begriffes der räumlichen Entfernung Es ist à priori durchaus nicht ausgemacht, daß diese letztere Messung (einer Strecke im Zug, gesehen vom Bahndamm aus, gesehen zu einer Zeit t und am Bahndamm amrkiert) dasselbe Ergebnis zeitigen müsse wie die erstere (im Zug gemachte) Zwei durch nichts gerechtfertigte Hypothesen der klassischen Mechanik:Der Zeitabstand zwischen zwei Ereignissen ist vom Bewegungszustand des Bezugskörpers unabhängig.Der räumliche Abstand zwischen zwei Punkten eines starren Körpers ist vom Bewegungszustande des Bezugskörpers unabhängig
§11. Die Lorentz-Transformation Zwei durch nichts gerechtfertigte Hypothesen der klassischen Mechanik: 1. Der Zeitabstand zwischen zwei Ereignissen ist vom Bewegungszustand des Bezugskörpers unabhängig. 2. Der räumliche Abstand zwischen zwei Punkten eines starren Körpers ist vomBewegungszustande des Bezugskörpers unabhängig. ... Es taucht vor uns die Möglichkeit auf, daß das Gesetz der Lichtausbreitung im Vakuum mit dem Relativitätsprinzip vereinbar sein könnte. Ist eine Relation zwischen Ort und Zeit der einzelnen Ereignisse in bezug auf beide Bezugskörper denkbar, derart, daß jeder Lichtstrahl relativ zum Bahndamm und relativ zum Zug die Ausbreitungsgeschwindigkeit c besitzt? Seien x, y, z die räumlichen und t die zeitliche Koordinate eines Ereignisses im Koordinatensystem K, sowie x’, y’, z’ und t’ die Koordinaten in einem (gleichmäßig längs der x-Achse) bewegten Kordinatensystem K’. Dann gibt es eine Transformationsformel, die obige Bedingung erfüllt (Lorentz-Transformation). §12. Das Verhalten bewegter Stäbe und Uhren Für v=c wäre die Länge eines Stabes Null. Dies zeigt, daß v niemals die Lichtgeschwindigkeit erreichen oder gar übertreffen kann.
§13. Additionstheorem der Geschwindigkeiten. Fizeauscher Versuch Da wir Uhren und Maßstäbe in praxi nur mit Geschwindigkeiten bewegen können, die klein sind gegen die Lichtgeschwindigkeit c, so werden die Ergebnisse des vorigen Paragraphen kaum direkt mit der Wirklichkeit verglichen werden können. ... Wenn sich ein Punkt x’ relativ zum Koordinatensystem K’ nach der Gleichung x’ = wt’bewegt und W die Geschwindigkeit des Punktes gegenüber K bedeutet, so ergibt sich für W aus vorigen Gleichungen Der Versuch von Fizeau zur Ausbreitung von Licht in Flüssigkeiten zeigt die (sehr exakte) Übereinstimmung mit der Relativitätstheorie (eine Erklärung dieses Ergebnisses aus Sicht der Elektrodynamik hat bereits Lorentz gegeben).
§14. Der heuristische Wert der Relativitätstheorie Relativitätsprinzip: Jedes allgemeine Naturgesetz muß so beschaffen sein, daß es in ein Gesetz von genau gleicher Fassung übergeht, wenn man statt der Raum-Zeit-Variablen x, y, z, t des ursprünglichen Koordinatensystems K neue Raum-Zeit-Variablen x’, y’, z’, t’ einführt, wobei der mathematische Zusammenhang zwischen den gestrichenen und ungestrichenen Größen durch die Lorentz-Transformation gegeben ist. ... Würde ein allgemeines Naturgesetz aufgefunden, welches jener Bedingung nicht entspricht, so wäre mindestens eine der beiden Grundvoraussetzungen der Theorie widerlegt.
§15. Allgemeine Ergebnisse der Theorie In Elektrodynamik und Optik hat die Relativitätstheorie nicht viel geändert aber das theoretische Gebäude geliefert. E=mc² E(kin.) = (m-m0)c²
§16. Spezielle Relativitätstheorie und Erfahrung Michelson-Morley-Versuch
§17. Minkowskis vierdimensionaler Raum Analog ist die Welt des physikalischen Geschehens, von Minkowski kurz Welt genannt, natürlich vierdimensional im zeiträumlichen Sinne. Wird statt der üblichen Zeitkoordinate t die ihr proportionale imaginäre Größe x4= -1ct eingeführt, so sieht man: x1’² + x2’² + x3’² + x4’² = x1² + x2² + x3² + x4²
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